WOLFRAM (1924 - 2016)

Eine Schaufensterausstellung
Oberammergau Museum

Zitat

„Es geht mir eigentlich nie darum, Landschaft abzubilden. Aber die Erinnerung an das, was ich in der Landschaft gesehen habe, an die Formen, an die Naturstimmungen haben einen ganz wesentlichen Anteil an meinen Bildern. Der Ausganspunkt ist immer das Spiel mit der Farbe. Die inneren Bilder (in 80 Jahren angesammelt) fließen in meine Arbeit ein. Ich wollte immer wissen, was ich sehen werde, wenn ich den Pass überschreite, wie es hinter dem Horizont aussieht. Es gibt in meinen Bildern viele Horizonte. Der farbige Raum lebt von dieser Vielzahl von Augenblicken.“ (WOLFRAM, 2014)

Kindheit und Jugend - Eutingen

Wolfram Aichele war der Sohn des bekannten Tiermalers Erwin Aichele und seiner Frau Marie Charlotte. Sein Vater unterrichtete als Zeichenlehrer an der Goldschmiedeschule Pforzheim. Wolfram wuchs zusammen mit zwei Geschwistern in der nahe gelegenen dörflichen Künstlerkolonie Eutingen auf.

Er interessierte sich schon als Kind für die Volkskunst. Die Lieblingsthemen seiner Farbstiftzeichnungen waren die Fachwerkdörfer der Umgebung. Seine Bewunderung für gotische Altäre erweckte in ihm den Wunsch, Holzbildhauer zu werden. Nach einer Schreinerlehre begann er eine Ausbildung an der Holzbildhauerschule in Oberammergau

 

Kriegszeit

Im März 1942 wurde er zum Reichsarbeitsdienst einberufen und danach auf einem Militärflugplatz auf der Krim eingesetzt. Dort erkrankte er lebensgefährlich an Diphterie. Nach einem langwierigen Genesungsprozess wurde er im Sommer 1943 zum Funker ausgebildet und in die Normandie geschickt. Nach der Landung der Alliierten geriet er in amerikanische Gefangenschaft, die er in einem Gefangenenlager in den USA verbrachte. Im Sommer 1946 wurde er entlassen.

 

Lehrjahre - Oberammergau

1946 konnte er seine Ausbildung in Oberammergau fortsetzen. In der Holzbildhauerschule wurden damals auch viele kriegsversehrte junge Männer, die ihre alten Berufe nicht mehr ausüben konnten, umgeschult.  Neben dem Erlernen der traditionellen Handwerkskunst des Holzschnitzens war die Auseinandersetzung mit der modernen Kunst, die diese Generation von Schülern zum Großteil erst jetzt, nach der Zerstörung und Verfemung im „Dritten Reich", entdecken durfte, zentraler Lehrinhalt. Besonders Chagall, Klee, Feininger und die Maler des „Blauen Reiters“ beeindruckten Wolfram Aichele. Wie er später erzählte, war ein stark diskutiertes Thema unter Lehrern und Studenten zudem, welche religiöse Kunst Mitte des
20. Jahrhunderts noch möglich sei. Die Zeit in Oberammergau hat sein späteres Werk mitgeprägt:  Die Auseinandersetzung mit der gotischen Plastik, die er hier zu kopieren lernte. Die Bergwanderungen die seine Liebe zur Natur, die einer der tragenden Pfeiler seiner Malerei wurde, vertieften. Und nicht zuletzt die Musik, die er damals in Oberammergau und dem Kloster Ettal erleben konnte.

 

 

 

Studienjahre - Stuttgart - Eutingen

1949 ging Wolfram Aichele in die Bildhauerklasse von Otto Baum, an der Kunstakademie Stuttgart. Neben der Reliefschnitzerei, wandte er sich mehr und mehr der Malerei und dem Mosaik zu. Er entdeckte die damals wenig bekannte Ikonenmalerei und ihren theologischen Hintergrund für sich und  kehrte nach Eutingen zurück. Hier malte er Ikonen und schnitzte Reliefs im byzantinischen Stil. 1954 unternahm er eine dreimonatige Reise durch Serbien nach Griechenland und verbrachte vier Wochen auf dem Berg Athos. Er war fasziniert von einer ihm unbekannten Welt – von den Fresken in den serbischen Klöstern ebenso wie von  von der Begegnung mit aussergewöhnlichen Persönlichkeiten.

Die Entwicklung der eigenen Aquarellmalerei - Paris

1956 übersiedelte er nach Paris. Neben den Ikonen entstehen nun phantasievolle Gouachemalereien. Er malte mit intensiven Farben und entwarf in seinen Bildern surreale Räume, in denen seine Neigungen, Träume und Erlebnisse Ausdruck fanden. In den frühen 1960er Jahren entdeckte er das Aquarell, als die ihm gemässe Ausdrucksform. Die Begegnung mit dem Pariser Kunstschaffen führte ihn immer mehr in die Abstraktion. Dabei inspirierten Elemente aus  Architektur und Natur seine Formensprache. Es folgten erste Ausstellungen in München, Erlangen, Pforzheim, Paris, New York.  Er heiratete  die Pforzheimer Bildhauerstudentin Barbara Rodi - gemeinsam haben sie zwei Kinder.

Etablierung als Künstler

1971 begann die Zusammenarbeit mit dem Pariser Kunsthändler J.L.Roque, der ihn neben Paris in der Schweiz, in Belgien und Luxemburg ausstellte. Seit 1982 wird Wolfram von der Galerie Capazza in Nançay (Sologne) vertreten. Zahlreiche Ausstellungen in Europa folgten. Der Raum der abstrakten Bilder dieser Zeit entsteht durch sich überschneidende transparente Farbflächen in denen manchmal ein kleiner Farbfleck an einen Baum erinnert oder an ein kleines Haus. Die Produktion der späten 1980er und 1990er Jahre ist sehr vielfältig. Die abstrakten Bilder zeigen eine starke Farbigkeit, besonders die Collagen, bei denen selbstgefärbte Papierstücke in das Aquarell integriert sind. In seinen letzten Lebensjahren entstehen viele kleinformatige, farbintensive Bilder, in denen das Rot eine wichtige Rolle spielt.

www.wolfram-artiste.eu

 

o.T., Aquarell, 1990

o.T., Aquarell 1995

o.T., Aquarell, 2002

Gebirgsdorf, Aquarell, 1971

Barockkirche, Aaquarell, 1972

Grün und Gold, Aquarell, 1974

o.T., Aquarell, 2007

o.T., Aquarell, 2012